Beim Begriff „Karneval“ denkst du bestimmt als erstes an die ausgelassenen Feierlichkeiten, die in Rheinmetropolen wie Köln oder Düsseldorf hauptsächlich im Februar abgehalten werden.
Auf den sogenannten Karnevalssitzungen treten Comedians und Musiker auf, die den meist bunt kostümierten Zuschauern im Publikum ein (mehr oder weniger) unterhaltsames Programm darbieten. Die Karnevalsstimmung erreicht ihren Zenit dann am Rosenmontag, wenn die Festwagen durch die Straßen ziehen. Zwei Tage später, am Aschermittwoch, ist der Trubel aber auch schon wieder vorbei.
Doch hast du gewusst, wo die Ursprünge des Karnevals liegen, was überhaupt der Grund für dessen Entstehung war und welche Bräuche sich durchsetzen konnten? Wir erklären dir in diesem Artikel alles Wissenswerte, damit du zu einem echten Karnevals-Experten wirst.
Wie alt der Karnevalsbrauch ist, lässt sich gar nicht so genau sagen. Es ist aber bekannt, dass bereits vor mehreren tausenden Jahren zu Beginn des Frühlings Feste abgehalten wurden, um böse Geister zu vertreiben und ein reiches Erntejahr einzuläuten. Mit dem heutigen Sinn des Karnevals hatten diese Festivitäten aber wenig gemeinsam. Die Spuren des „modernen“ Karnevals lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit, die auch heute noch von vielen Christen vor Ostern praktiziert wird, wurde noch einmal ausgiebig gefeiert. Alles, was in der Fastenzeit verboten war, kam in der sogenannten Fastnacht auf den Tisch und es wurde sich ausgiebig vergnügt.
Da mit dem Aufkommen der evangelischen Kirchengemeinde das Fasten infrage gestellt wurde, sind die Karnevalsbräuche eher auf Regionen konzentriert, in denen der katholische Glaube weit verbreitet war. In Norddeutschland konnte sich der Karneval also bisher eher wenig durchsetzen.
Der Karneval wird (fast) auf der ganzen Welt gefeiert. Neben dem rheinischen Karneval gibt es z.B. auch den Karneval in Rio de Janeiro oder den Karneval in Venedig. In Rio de Janeiro wird am Karnevalswochenende ausgiebig getanzt. Insbesondere der Volkstanz Samba steht bei den Brasilianern hoch im Kurs. Bunte Kostüme, laute Musik und eine legendäre Karnevalsparade – die größte auf der ganzen Welt – begeistern Einheimische und Touristen gleichermaßen.
Der Karneval in Venedig läuft dagegen etwas verträumter und stilvoller ab. Zwar wurden die strengen Kleidervorschriften etwas gelockert, allerdings liegt der Schwerpunkt der Verkleidungen immer noch auf traditionellen Kostümen – z.B. Masken und Federschmuck.
Da sich der Karneval an der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern orientiert, liegt das Karnevalswochenende von Jahr zu Jahr immer an einem anderen Datum. Der Beginn der Karnevalssaison, die hierzulade auch als „fünfte Jahreszeit“ bezeichnet wird, ist ebenfalls variabel. Mancherorts gibt es nur eine Fastnachtswoche, die am Montag vor dem Karnevalswochenende beginnt. In anderen Ländern und Regionen wird die Karnevalszeit nach dem Dreikönigstag am 6. Januar eröffnet.
Das bekannteste Startdatum dürfte aber mit Sicherheit der 11.11. sein. Um genau 11 Uhr und 11 Minuten am Vormittag beginnt z.B. jedes Jahr der Karneval in Köln. In den kommenden Monaten gibt es viel zu tun für die Karnevalisten: In vielen Regionen wird ein Prinzenpaar gekürt, der in dieser Saison das „Oberhaupt“ der Karnevalsgemeinde ist. Auch ein sogenannter „Elferrat“ formiert sich. Dabei handelt es sich um einen Ausschuss bzw. ein Parlament, das für die Planung der gesamten Karnevalszeit zuständig ist.
Die Regeln sind kinderleicht. Schnapp dir einfach einen Berliner und beiß davon ab. Aber Vorsicht: Nicht jeder Berliner schmeckt so, wie du es dir vorstellst. Was du alles brauchst und wie es genau funktioniert, das erfährst du hier.
Damit du alle Bräuche rund um den Karneval verstehst, haben wir für dich noch ein kleines Lexikon rund um jeden Buchstaben im Alphabet zusammengestellt. So kannst du bei der nächsten Karnevalsfeier mit deinem Fachwissen punkten.
A wie Aschermittwoch
Am Aschermittwoch ist alles vorbei! An diesem Tag beginnt die Fastenzeit vor Ostern und die Feierlichkeiten rund um den Karneval werden beendet.
B wie Bütt
So wird das Rednerpult bezeichnet, an dem sich die sogenannten Büttenredner aufstellen, um ihr Programm, das meist aus flachen Witzen besteht, vorzutragen.
C wie Clown
Viele Karnevalisten verkleiden sich gerne als Clown. Welches Kostüm könnte besser die ungehemmte Freude zum Ausdruck bringen?
D wie Dreigestirn
Das kölsche Dreigestirn besteht aus Karnevalsprinz, Bauer und Jungfrau. Sie stehen für die Schönheit, Unsterblichkeit und Wohlbehütetheit der Stadt Köln.
E wie Elf
Die Zahl Elf hat im Karneval eine besondere Bedeutung. Das Motto der französischen Revolution (egalité, liberté und fraternité) könnte ein Grund dafür sein. Es gibt aber noch viele andere Mythen.
F wie Funkenmariechen
So werden die Tänzerinnen genannt, die an Karneval für gute Stimmung sorgen. Dabei tragen sie meist auffällige Trachtenkleidung.
G wie Gardetanz
In vielen Karnevalsvereinen wird das gesamte Jahr über der Gardetanz einstudiert, damit in der Karnevalssaison jeder Schritt sitzt. Getanzt wird zu Marschmusik im 4/4-Takt.
H wie Helau
In Düsseldorf begrüßen sich die Karnevalisten mit einem lauten „Helau“!
I wie Imi
Der Karneval zieht viele Touristen an, die sich das Spektakel ansehen möchten. Etwas spöttisch werden diese von den Einheimischen als Imis (von „Immigranten“) bezeichnet.
J wie Jeck
Im Rheinland werden die Teilnehmer an Karnevalsevents als Jecken bezeichnet.
K wie Kölle Alaaf
Der Schlachtruf „Kölle Alaaf“ bedeutet so viel wie „Köln allein“ und soll vermutlich bedeuten, dass nur der Karneval in Köln der einzig wahre ist.
L wie Lecker Mädsche
In der rheinischen Sprache heißt das so viel wie „süßes Mädchen“. Wenn du diesen Spruch hörst, möchte dir also jemand ein Kompliment machen.
M wie Mutzen
Das Siedegebäck wird in der Karnevalszeit vielerorts verkauft und mit Puderzucker serviert. Andere Bezeichnungen sind Krapfen oder Schmalzkuchen.
N wie Nubbel
Auch beim Karneval kann es einmal Missgeschicke geben. Passiert mal etwas Unvorhergesehenes, war der sogenannten Nubbel schuld. Es handelt sich dabei z.B. um eine Strohpuppe, die am Ende des Karnevals verbrannt wird.
O wie Orden
Wer durch besondere Leistungen auf sich aufmerksam macht, erhält durchaus schon mal einen Karnevalsorden verliehen.
P wie Prinzenpaar
In Köln gibt es ein Dreigestirn und in Düsseldorf ein Prinzenpaar. Eines haben sie gemeinsam: Sie repräsentieren die Karnevalsgemeinde und ihnen wird daher eine besondere Ehre zuteil.
Q wie Quetschbüggel
Dabei handelt es sich um eine Ziehharmonika. In der Karnevalszeit kommt dieses Instrument, das um den Hals getragen werden kann, oft zum Einsatz.
R wie Rosenmontag
Am Rosenmontag findet der Höhepunkt der Karnevalssaison statt. Ein offizieller Feiertag ist es zwar nicht, aber die meisten Geschäfte machen sowieso nicht auf und im Rheinland arbeiten die wenigsten. Bunte Wagen, Tanzgruppen und Musikkapellen ziehen durch die Straßen.
S wie Süßigkeiten
Von den Rosenmontagswagen werden in der Regel Süßigkeiten (auch Kamelle genannt) heruntergeworfen, die sich die anwesenden Zuschauer schnappen können.
T wie Tätä-Tätä
Das allseits bekannte „Tätä-Tätä“ markiert die besonders lustigen Stellen, an denen während der Karnevalssitzungen lauthals gelacht werden soll.
U wie Uniform
Jeder Karnevalsverein und jede Tanzgruppe verfügt in der Regel über eine spezielle Uniform, um sich vom Rest abzuheben.
V wie Veedel
Als Veedel wird ein Stadtviertel bezeichnet. Tatsächlich können sich die Karnevalsbräuche sogar von Veedel zu Veedel unterscheiden!
W wie Weiberfastnacht
Am Donnerstag vor dem Karnevalswochenende endet der Sitzungskarneval und die Feierlichkeiten finden ab sofort auf der Straße statt. Während der Weiberfastnacht haben die Damen voll und ganz das Kommando und schneiden den Männern gerne mal die Krawatte ab.
Ein Wort mit X?
Das war wohl nix!
Y wie Y-Kutschen
Eine Y-Kutsche wird nur von zwei Pferden gezogen. Die meisten Wägen werden von vier Pferden gezogen. Die Y-Kutsche ist also ein etwas abwertender Ausdruck für nicht ganz so prunkvolle Wägen.
Z wie Zoch
Als Zoch wird ein Karnevals(-um-)zug bezeichnet, der mit Musik und guter Stimmung um die Häuser streift.